Schüler*innen-Perspektiven: diskriminierungskritische Projekte an Schulen

Letztes Jahr, 2022 haben wir im September unsere erste Fachveranstaltung, eine digitale Podiumsdiskussion zum Thema „Wie spreche ich mit Schüler*innen über Diskriminierung?“ durchgeführt. Da in dieser Veranstaltung der Fokus auf einer Erwachsenenperspektive lag, wollten wir bei der diesjährigen Veranstaltung den Blick auf Schüler*innen und ihre Expertise richten. Der digitale Fachaustausch am 22.06.2023 drehte sich also um „Schüler*innen-Perspektiven: diskriminierungskritische Projekte an Schulen“.

Moderiert von Elisabeth Köglmeier haben sich vier inspirierenden Schüler*innengruppen vorgestellt. Diese vier Schüler*innen-initiativen haben mit viel Mut, Durchhaltevermögen und Engagement eigene diskriminierungskritische Projekte an ihrer Schule aufgebaut. Mit sieben Vertreter*innen der Projekte haben wir ihre Perspektiven auf diskriminierungskritische Arbeit an Schulen diskutiert. Dabei ist eine Wunschliste für eine diskriminierungskritische Schulkultur entstanden sowie Empfehlungen für alle, die auch an ihrer Schule aktiv werden wollen.

Vier Schüler*innen-Projekte stellen sich vor

Your Local Empowerment Club

Oberstufenforum Religion & Politik

Walter-Gropius-Schule Berlin
Handout OS
Link zum Projekt

HG Queer

Hainberg- Gymnasium Göttingen
Zum Handout
Link zum Projekt, Instagram

Intersectional Student Union

Nelson-Mandela-Schule Berlin
Handout ISU
Link zum Projekt, Instagram

Moderation

Elisabeth Köglmeier
Diskriminierungskritische Organisationsberaterin mit Fokus auf Schule

Veranstaltungsrückblick

Insgesamt drei Stunden lang wurden die Projekte der Schüler*innen vorgestellt, es wurden Fragen aus dem Publikum beantwortet und zum Schluss noch einmal in einer gemeinsamen Runde diskutiert. Wir, und auch die Teilnehmer*innen, waren begeistert von dem Engagement und dem Mut der Schüler*innen. Es war sehr inspirierend zu sehen, was die Jugendlichen meist auf eigene Initiative hin aufgebaut haben und welchen Einfluss sie mit ihren Projekten bereits hatten.

In der Veranstaltung wurde von einigen Schüler*innen deutlich geäußert, dass ohne ihr Engagement wenig passiert. Ein*e Schüler*in formulierte es so: „[Wir Schüler*innen] sind nicht verantwortlich dafür, einen Raum ohne Diskriminierung zu schaffen, weil die Institution Schule sollte eigentlich für uns da sein, also die Schule sollte uns auffangen, die Schule sollte unsere Fälle und Probleme auffangen können, pädagogisch auffangen, aber auch didaktisch.“

Es wurde wieder einmal deutlich, dass diskriminierungskritisches Arbeiten immer auf mehreren Eben in der Schule passieren muss. Demnach ist es entscheidend, dass sich auch Lehrkräfte, Schulleitungen und pädagogisches Personal selbstkritisch mit dem Thema auseinandersetzen und anerkennen, dass Diskriminierung auch an der eigenen Schule stattfindet. Zwar fürchten Schulen oft „schlechte Presse“ aufgrund von Diskriminierungsfällen, jedoch wird ein transparenter Umgang mit diesen von den Schüler*innen als ein wichtiger Schritt benannt, um Fälle aufzuarbeiten und das Thema Diskriminierung(-skritik) in Schulen präsenter zu machen.

Im Fachaustausch haben die Schüler*innen klare benannt, was sie als ihre Aufgaben betrachten und was sie sich von Lehrkräften, Schulleitungen und pädagogischem Fachpersonal wünschen:

  • Lehrkräfte als Unterstützer*innen und Verbündete, z.B. bei Gesprächen mit Schulleitungen, dem Kollegium und weiteren Schulakteur*innen
  • Unterstützung der Projektideen seitens der Lehrkräfte; wichtig ist dabei, Schüler*innen trotzdem den Raum zu lassen, selbst zu bestimmen und eigene
  • Lehrkräfte, die sich selbstkritisch mit dem Thema Diskriminierung auseinandersetzen, bspw. in Arbeitsgruppen (AGs)
  • Anerkennen und Ernstnehmen von Diskriminierung als Thema in der Schule – Anrechnungsstunden für engagierte Lehrkräfte – Zeit für das Thema auch am Vormittag
  • Anerkennen der Schulleitung und der Schule, dass Diskriminierung auch in der eigenen Schule passiert, immer passiert und kein alleiniges Problem von „Problemschulen“ ist
  • Präventive Maßnahmen gegen Diskriminierung – z.B. durch Workshops, Aufnahme des Themas ins Schulcurriculum, diskriminierungskritisches Leitbild
  • Offener Umgang mit Diskriminierungsfällen an der eigenen Schule
  • Beschwerde- und Beratungsstrukturen für Betroffene

Was Teilnehmer*innen aus der Veranstaltung mitgenommen haben…

  • „… dass Schule für Engagement wenig Platz vorsieht.“
  • „Wir müssen uns stärker und konsequenter vernetzen, um so irgendwann auch politisch vertreten zu sein!“
  • „Am Ball bleiben, steter Tropfen höhlt den Stein.“
  • „Schüler*innen bspw. bei der Schulleitung unterstützen.“
  • „Respekt, dass es so engagierte Schüler*innen gibt, obwohl die Bedingungen so schlecht sind!“
  • „Schule muss eine Form der Transparenz bzgl. Diskriminierungsvorfällen entwickeln.“

 

Veranstalterin 

Die Veranstaltung wird organisiert vom DeGeDe Teilbereich Diskriminierungskritische Schulentwicklung im Rahmen des „Kompetenznetzwerks – Demokratiebildung im Jugendalter“. Das „Kompetenznetzwerk – Demokratiebildung im Jugendalter“ wird im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert und stärkt die schulische und außerschulische Praxis bei der Umsetzung von kooperativer und partizipativer Demokratiebildung sowie den Ausbau und die Verstetigung von Kooperationen im Bereich Demokratiebildung von schulischen und außerschulischen Akteur*innen.