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Klassenrat – Demokratiepädagogik allg.

Der Klassenrat ist keine Entdeckung der DeGeDe aber die DeGeDe hat steht für den demokratiepädagogischen Qualitätsstandards. Er wurde im Zusammenhang mit des BLK-Programms „Demokratie Lernen und Leben von 2002 bis 2015 sichtbar entwickelt. Vor allem entstanden Klassenräten in den Grundschulen durch die Modellschulen der Programmzeit. Darüber wurden insbesondere in Bundesländer wie z.B. Rheinland-Pfalz und Hessen gefördert. In Berlin wurde flächendeckend durch das Buddyprogramm der Klassenrat in den Berliner Grundschulen eingeführt.

Die Wurzeln des Klassenrats liegen in der Freinet-Pädagogik, den Ansätzen der Individualpsychologie und der Demokratiepädagogik von John Dewey. Seitdem haben sich vor allem Grundschule mit dem Klassenrat befasst und viele „Gesichter“ in unterschiedlicher Ausgestaltung entwickelt. Einer der Gründer der DeGeDe hat Wolfgang Edelstein sich mit dem Anspruch der Demokratiepädagogik für Klassenrat aufgezeigt und wegweisend entwickelt als Lernarrangement. Deswegen ist der Klassenrat, so wie die DeGeDe versteht, kein Instrument oder Werkzeug. Kinder und jugendlichen übernehmen lokal und global Verantwortung und befähigen sich selbst durch Empowerment.

Klassenrat life – im Campus Efeuweg Berlin, Fotos von Maximilian Wittek und eine Video der Klasse 7b im Campus Efeuweg, Berlin
Bildungspolitisch orientiert sich die DeGeGe bei dem Klassenrat an den Qualitätsstandards einer demokratischen Schule:
  • Partizipation wird als ein Kinderrecht umgesetzt
  • Inklusion wird ermöglicht und gelebt
  • Achtung demokratischer Werte wird reflektiert
  • Verschiedenheit wird wahrgenommen
  • Anerkennung von Vielfalt wird gelernt
  • Lernkonzepte zur Individualisierung werden aufgespürt und entwickelt
  • Beziehungslernen wird entdeckt
Diese Qualitätsstandards werden im Klassenrat nur dann erreicht, wenn Schüler*innen und Pädagog*innen sich mit der Qualität im Klassenrat auseinandersetzen:
  • Welchen Einfluss hat der Klassenrat auf Teilhabe und Mitbestimmung in der Schule?
  • Können Kinder und Jugendliche über die Lerninhalte im Unterricht mitbestimmen?
  • Haben Kinder und Jugendliche einen Einfluss auf die Bewertung ihrer Leistungen?
  • Hat sich das soziale Klima in der Schule verbessert?
  • Wird eine Wertediskussion in der Klasse und in der Schule geführt?
  • Respektieren und schätzen sich alle Kinder und Jugendlichen?
  • Hat sich das Lernklima im Unterricht und in der Schule verändert?“ Klassenrat Herzstück der demokratische Schule
Wie verläuft und funktioniert der Klassenrat?
„ Der Klassenrat kann dann zur demokratischen Schulentwicklung und zum gesellschaftlich/politischen Engagement beitragen, wenn er verlässlich strukturiert und nach gesicherten Verfahren abläuft:

Damit die Organisation des Klassenrats gut klappt gibt es feste Rollen, die jede*r von euch abwechselnd übernimmt. Neben der Rolle der Moderation, die auch die Organisation des Klassenrats sicherstellt, gibt es Verantwortliche für die Tagesordnung, die Positivrunde, das Protokoll, die Redeliste und eine Person, die die Zeit im Blick behält. Haben alle ihre Rolle für den heutigen Klassenrat gefunden? Dann kann‘s los gehen!

Der Klassenrat findet – damit alle auf Augenhöhe sind – notwendig und immer im Stuhlkreis statt. Er gestaltet sich grundsätzlich nach einem bestimmten Ablauf, um demokratische Prozesse der Entscheidungsfindung und die Selbstwirksamkeit aller Beteiligten zu ermöglichen:

  1.  Nach der Begrüßung beginnt ihr mit einer Positivrunde.
    Was ist letzte Woche super gelaufen? Hat jemand etwas besonders gut gemacht? Wer möchte sich bedanken?
  2. Als nächstes lest ihr das Protokoll der letzten Woche vor und prüft, ob eure Vereinbarungen eingehalten und erledigt wurden.
    Was hattet ihr euch vorgenommen? Konnte etwas noch nicht erledigt werden?
  3. Jetzt wird die Tagesordnung festgelegt.
    Welche Themen besprecht ihr heute? Gibt es etwas Aktuelles, was aufgenommen werden soll? Wie viel Zeit plant ihr für die einzelnen Themen ein?
  4. In diesem Schritt besprecht ihr Lösungen für die einzelnen Themen auf der Tagesordnung.
    Welche Lösungen fallen euch ein? Welche legt ihr fest? Fasst ihr einen Beschluss? Wo habt ihr einen Konsens, mit dem alle einverstanden sind?
  5. Es wird konkret: Ihr trefft Vereinbarungen und verteilt Aufgaben, um eure Lösungen aktiv umzusetzen. Eure Ergebnisse haltet ihr im Protokoll fest.
    Was wollt ihr bis nächste Woche erledigen? Was braucht ihr dafür?
  6. In der abschließenden Feedbackrunde reflektiert ihr gemeinsam den heutigen Klassenrat.
    Was ist gut gelaufen? Was wollt ihr nächstes Mal anders machen?“: siehe zu: Creative Democracy
Demokratiepädagogische Prinzipien im Klassenrat
Demokratiepädagogik und politische Bildung sind wie ein Brückenschlag. Grundlage dafür ist das Demokratiemodell nach Gerhard Himmelmann, das die Demokratie als Lebensform, Gesellschaftsform und Herrschaftsform beschreibt. Auf den Punkt gebracht, heißt das beim Klassenrat die Achtung von Gesprächsregeln, Aktives Zuhören und ein fairer diskriminierungskritischer und diversitätssensibler Umgang. Dies ist die erste Stufe. Parallel und nicht nacheinander entwickeln sich die zweite und die dritte Stufe (Demokratie als Gesellschaftsform/Herrschaftsform). Hier spielen die Akzeptanz verschiedener Ansichten, Klärung von Konflikten sowie die Beteiligung an Lernwegen und Unterrichtsinhalten ebenso eine Rolle wie das Recht auf Opposition, Wahl und Delegation für die SV etc. Damit die Kinder ihre demokratischen Kompetenzen entwickeln können, ist es bedeutsam, dass die demokratiepädagogischen Prozessmerkmale im Prozess der diskriminierungskritischen und diversitätsbewussten Schulentwicklung durch die Pädagog*innen Beachtung finden.
Was sind demokratiepädagogische Prinzipien im Klassenrat aus dem Blick von Wolfgang Edelstein?

„Ein Prinzip ist nach Wolfgang Edelstein: „Ohne Anerkennung keine Selbstwirksamkeit – ohne Selbstwirksamkeit keine Verantwortungsübernahme“. Die Anerkennung der Kinder und Jugendlichen erfolgt nicht nur in der positiven Runde im Klassenrat, sondern auch im täglichen Miteinander. Ebenso ist die wertschätzende Haltung der Pädagog*innen zu den Kindern und Jugendlichen wichtig. Dieses Klassen- und Schulklima fördert die Selbstwirksamkeit der einzelnen Person – unabhängig von ihrem Leistungsvermögen – und schafft die Voraussetzung für Verantwortungsübernahme für sich selbst und die Gemeinschaft. So entstehen Motivation und  Kraft für Teilhabe an der Gestaltung der Lern- und Schulkultur und das Engagement für das Gemeinwohl und die Verantwortung für die Welt.“ siehe Klassenrat auf den Punkt gebracht für Pädagog*innen aus der Klassenratsinitiative Berin-Brandenburg dws Regionalverbands.

 

Wie trägt der Klassenrat zu Creative Democracy bei?
Creative Democracy ist ein Schulentwicklungsprojekt,  das die DeGeDe  von der Stiftung Mercator gefördert wird. Die Toolbox beschreibt nachvollziehbar, wie Schulen sich als Bausteinsysteme aneignen können z.B. wie Design Thinking, systemische Konsensieren, Deliberation und weiteres.

„Der Klassenrat ist eine „Keimzelle“ demokratischer Schulentwicklung und gesellschaftlichen/politischen Engagements von Lehrer*innen und Schüler*innen. Hier gibt es einen regelmäßigen Ort an dem ihr euch über schulische und gesellschaftlich-politischen Wünsche austauschen und Veränderungswünsche entwickeln könnt.

Lehrer*innen sind während des Klassenrats gleichberechtigte Mitglieder. Von Lehrer*innen verlangt der Klassenrat eine veränderte Position: Sie müssen sich ebenso an die Regeln, die im Klassenrat besprochen und gemeinsam festgelegt wurden, halten. Sie können Themen wie alle anderen Teilnehmer*innen einbringen. Lösungen und Entscheidungen werden jedoch gemeinsam getroffen. Der Klassenrat ist deshalb insbesondere auch eine Möglichkeit, über die Rollen in der hierarchisch strukturierten Institution Schule gemeinsam nachzudenken.

Einschreiten müssen Pädagog*innen aber immer dann, wenn gegen die Würde einzelner Personen verstoßen wird. Werden im Klassenrat Ideen entwickelt oder Lösungen vorgeschlagen, die den Kinder- und Menschenrechten nicht entsprechen, sind Pädagog*innen aufgefordert, diese mit den Beteiligten kritisch zu hinterfragen.“  siehe: Creative Democracy

Literatur/Materialien/Medien

Neuigkeiten zum Projekt

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