Für Demokratie eintreten: Gestern – Heute – Morgen!

 

21. November 2023 | NS-Dokumentationszentrum München

Unter dem Motto „Für Demokratie eintreten: Gestern – Heute – Morgen!“ fanden sich am 21.11.23 rund 150 Lehrkräfte, Multiplikator*innen und Schüler*innen zum ersten bayerischen Demokratietag ein, um sich über Projekte und Methoden des Demokratielernens zu informieren und auszutauschen. Der Demokratietag fand im NS-Dokumentationszentrum statt und bot mit seinen Räumlichkeiten und der Ausstellung ein besonderes Setting für die Schüler*innen und erwachsenen Teilnehmenden des Tages. Es nahmen insgesamt sechs Schulen, darunter Mittelschulen und Gymnasien an dem Tag teil mit ihren Schüler*innen, mit Lehrkräften und den Referendar*innen. Zudem kamen interessierte Multiplikator*innen aus Bayern zu dem Fachtag, den die DeGeDe gemeinsam mit dem Kreisjugendring Dachau, der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung, dem Bayerischen Lehrerinnen- und Lehrerverband, dem Centrum für angewandte Politikforschung an der Ludwig-Maximilian-Universität München, dem Netzwerk Politische Bildung in Bayern und dem NS-Dokumentationszentrum in München veranstaltete.

Moderiert wurde der Tag von Susanne Ulrich (Centrum für angewandte Politikforschung, CAP) und startete mit einer Eröffnungsrede der Direktorin des NS-Dokumentationszentrums München, Mirjam Zadoff. Frau Zadoff richtete sich insbesondere an die Schüler*innen, als sie auf die Bedeutung von Meinungsfreiheit, demokratischer Grundrechte und den Schutz dieser Werte hinwies und stimmte diese mit ihren motivierenden Worten auf den abwechslungsreichen und interessanten Tag ein. Im Anschluss begrüßte Martin Nanzig alle Teilnehmenden herzlich im Namen der DeGeDe, erinnerte an die nunmehr 18-jährige Tradition landesweiter Demokratietage in Rheinland-Pfalz, Berlin, Nordrhein-Westfalen und Hessen. Er formulierte den Wunsch, dass diese Veranstaltung den Anfang einer Folge weiterer Demokratietag in Bayern bilden möge.

Deutsche Gesellschaft für Demokratiepädagogik © Anna Evgen

Begrüßung Direktorin NS-Dokumentationszentrum © Anna Evgen

David Mayonga alias Roger Rekless © Anna Evgen

Das kulturelle Programm des Demokratietags bot viele künstlerische Performances, darunter die Auftritte von „WORD UP! Rap & Poetry gegen Rassismus und Diskriminierung“, „Creative Change“ aus Offenbach und dem „Nürnberger Papiertheater“ mit seinen „Verkehrsschildern der Gerechtigkeit“, die auf dem Vorplatz des Dokumentationszentrums ausgestellt waren.

© Anna Evgen

Ein besonderes Highlight des Demokratietages war der Auftritt von David Mayonga alias Roger Rekless, der mit seinen Buchtexten, persönlichen Erfahrungen und seiner musikalischen Performance das Publikum begeisterte und einmal mehr in den Vordergrund rückte, wie wichtig es ist für die Demokratie in der Schule Ausgrenzung und Rassismus zu thematisieren und das Gespräch darüber zu führen. Seine biografischen Texte waren lustig und traurig zugleich, seine Songs kämpferisch und empowernd.

Während die Schüler*innen an unterschiedlichen Workshops teilnahmen, konnten die Erwachsenen Multiplikator*innen des Demokratietags an Führungen durch die aktuelle Ausstellung im NS-Dokumentationszentrum teilnehmen und hier ganz explizit noch einmal den Bezug zum historischen Kontext der Demokratiebildung erörtern. Das NS-Dokumentationszentrum bot die Führungen durch ihre fachlich sehr kompetenten Guides an. Hierzu passte es dann auch, dass der 91-jährige Zeitzeuge Ernst Grube, der den Nationalsozialismus als Kind in München und später deportiert nach Theresienstadt erlebt hatte, noch einmal zu allen Teilnehmenden sprach und darauf einschwor, sich für Demokratie und gegen Ausgrenzung zu engagieren.

Am Vormittag konnten die Schülerinnen und Schüler aus einem Angebot von vierverschiedenen Workshops wählen. Darunter das Projekt „Zukunftsmacher*innen: Jugendliches Engagement für demokratische Schulen“. In dem Workshop konnten sie darüber diskutieren, wie durch Engagement und Kreativität positive Veränderungen in der Schule herbeigeführt werden können am konkreten Beispiel eines Demokratischen Schulentwicklungsprozesses der Mittelschule Karlsfeld. Johannes Volkmann vom Papiertheater Nürnberg übte mit den Schüler*innen im Workshop zu den Verkehrsschildern der Gerechtigkeit künstlerische und kreative Lösungen, um auf gemeinsam Lösungen für gesellschaftlichen Herausforderungen hinzuweisen. Im Workshop von Creative Change ging es ebenso um kreativ-darstellerische Ausdrucksweisen, um auf Diskriminierung und Zusammenhalt hinzuweisen, indem die Schüler*innen ein Theaterstück probten und anschließend gemeinsam besprachen. Auf enorm großes Interesse stieß das Zeitzeugengespräch mit Ernst Grube, organisiert vom NS-Dokumentationszentrum.
Parallel zu den Workshops für die Schüler*innen bot das Programm für die Erwachsenen einen Austausch und kollegiale Beratung an fünf Thementischen zu dem Überthema „Schule, ein (un)demokratischer Ort?!“. Es konnte in kleineren Gruppen zu Fragen demokratischer Schulentwicklung diskutiert werden.

Bilder aus den Workshops

Am Nachmittag gaben die Workshopleitenden einen Einblick in ihre Arbeit. Zudem stellten sich die diesjährigen Preisträgerschulen des DeGeDe-Schulpreises „Demokratie Erleben – Preis für Demokratische Schulentwicklung“, die Mittelschule Karlsfeld und die Johann-Andreas-Schmeller Realschule in Ismaning mit Lehrkräften, Schulleitung, Schülerinnen und Schülern vor und berichtete von ihren innovativen Konzepten und pädagogischen Ansätzen. Zum Ende der Veranstaltung hatten die Teilnehmer*innen des Demokratietages außerdem noch einmal Gelegenheit, mit dem Zeitzeugen Ernst Grube in den Austausch zu gehen.

Zu Bayerns erstem Demokratietag gibt es gleich zwei Dokumentationen. Unter dem Titel Erster Demokratietag in Bayern: Was Schülerinnen und Schüler hier lernen veröffentlichte Sat1Bayern einen Kurzbericht. Auch der BR war vor Ort und hat in einem Interview mit dem Rektor der Mittelschule Karlsfeld Hakan Özcan über seine Ansätze der Demokratie im Schulleben gesprochen.

 

Wir danken unseren Partner*innen und natürlich allen Teilnehmenden, die diesen Auftakt in München zu einem schönen Erlebnis gemacht haben. Aufgrund der sehr positiven Rückmeldungen aus Kreis dem Teilnehmenden des Demokratietages haben die Organisatoren vereinbart, möglichst zeitnah die Möglichkeiten einer Fortsetzung im nächsten Jahr in Form eines „2. Demokratietages“ in Bayern auszuloten.