Praxisheft zur diskriminierungssensiblen Weiterentwicklung des Klassenrats

Der DeGeDe-Landesverband Berlin-Brandenburg hat 2011 das Projekt „Klassenratsinitiative“ ins Leben gerufen. Die Initiative hat sich zum Ziel gesetzt, den Klassenrat in Berlin und Brandenburg bekannt zu machen, sodass alle Schulen dieses wertvolle Demokratietool in ihrem Schulprogramm verankern. Über die Jahre hat die DeGeDe umfangreiche Materialien entwickelt, die den Schüler*innen bei der Einführung des Klassenrats helfen sollen. Der diskriminierungskritische Klassenrat baut als Erweiterung auf diesem Fundament auf. Denn demokratisch sein heißt auch, diskriminierungskritisch und diversitätssensibel zu sein. Um das zu üben, legt die diskriminierungskritische Erweiterung zum Klassenrat den Fokus auf genau diese Thematiken.

Der Klassenrat ist ein wichtiger Bestandteil von Mitbestimmung an einer demokratisch verfassten Schule. In den wöchentlichen Sitzungen beraten, diskutieren und entscheiden die Schüler*innen über selbstgewählte Themen. Dies können z.B. sein: die Gestaltung und Organisation des Lernens und Zusammenlebens in der Klasse und Schule, aktuelle Probleme und Konflikte oder gemeinsame Planungen und Aktivitäten. Wenn Sie den Klasserat noch nicht kennen, dann empfehlen wir, einen Blick in die Praxishilfen der DeGeDe zu werfen: www.degede.de oder www.klassenrat.org.

Der diskriminierungskritische Klassenrat ist eine Broschüre für Schüler*innen und Multiplikator*innen, um den Klassenrat diversitätssensibel zu gestalten und anzufangen, sich mit Diskriminierungskritik auseinanderzusetzen. Eine demokratische Grundhaltung macht uns nicht automatisch diskriminierungskritisch. Diskriminierungskritik muss als aktive Praxis erlernt und geübt werden. Daher denken wir Diskriminierungskritik als kreativen und als lebenslangen Lern- und Reflexionsprozess. In unserem Magazin werden verschiedene Themen vorgeschlagen, die im Klassenrat einbezogen und besprochen werden können. So kann gemeinsam oder auch in Privatleben geübt werden, sich diskriminierungskritisch zu verhalten.

Das Kapitel „Demokratisch bedeutet auch diskriminierungskritisch“ gibt einen kurzen Überblick über die Begriffe: demokratisch, Diskriminierung, Diskriminierungskritik und diversitätssensibel sein, mit Bezug zum diskriminierungskritischen Klassenrat. Dieses Kapitel eignet sich daher als Einleitungskapitel. Alle anderen Kapitel sind so angelegt, dass sie unabhängig voneinander gelesen werden können.

Einige Themen sind bereits aus dem Klassenrat bekannt und werden in unserem Material mit einer diskriminierungskritischen Perspektive weitergedacht. Andere Themen sind sind aus der Demokratiepädagogik entlehnt, wie das Kapitel zu alternativen Abstimmungsverfahren. Es bietet an, für Entscheidungsfindungen bspw. auf soziokratische Entscheidungsfindungen zurückzugreifen anstatt auf den Mehrheitsentscheid. Soziokratische Entscheidungsfindungen werden nach dem Kein-Einwand-Prinzip getroffen. Auf diese Weise tragen alle Schüler*innen Mitverantwortung für die getroffene Entscheidung, da alle ihre Wünsche einbringen konnten. In den Kapiteln zu diskriminierungssensibler und gendergerechter Sprache sowie verschiedenen Identitäten, werden Fragen zu Selbst- und Fremdbezeichnungen aufgeworfen und auch das Thema Grenzen angesprochen. Wer definiert, wer ich bin? Welche Begriffe verletzen mich? Welche Begriffe verletzen andere? Und, ist Diskriminierung erst dann Diskriminierung, wenn sie als solche gemeint war? Solche und viele weitere Fragen wenden am Ende eines jeden Kapitels in den Praxistipps aufgeworfen.

In den abschließenden Kapiteln werden ganz praktische Ideen für den Klassenrat vorgestellt. Nonverbale Reaktions-Vereinbarungen können bspw. helfen, um spontane Bedürfnisse zu kommunizieren. Buddy-Systeme und Doppelbesetzung von Rollen unterstützen auch Schüler*innen im Klassenrat, denen Beteiligung schwerer oder noch schwerfällt.

Viele Begriffe in unserem Magazin sind für manche Schüler*innen und Multiplikator*innen neu und ungewohnt. Daher gibt es zum Nachschlagen am Ende ein Glossar. Erkennbar sind die Glossarbegriffe an einem Pfeil. Um möglichst viele Menschen abzuholen, haben wir zahlreiche Begriffe im Glossar mit QR-Codes ergänzt. Die so verlinkten YouTube-Videos bieten zum einen ein anderes Informationsformat und zum anderen vertiefende Erklärungen und zusätzliche Informationen sowie weitere Perspektivenwechsel an.

Die vier Charaktere auf dem Cover sind Lara, Phil, Nesli und Onur von RiseUp!.  Sie führen durch das Material, teilen Informationen und Erfahrungen zum Thema Diskriminierung, auch in Abgrenzung zu Mobbing und Ausgrenzung. Sie begleiten die Leser*innen mit vielen Praxistipps, individuellen Geschichten und Denkanstößen durch das Heft.

 

Ein Blick ins Magazin

Der Diskriminierungskritischer Klassenrat kann im DeGeDe Shop gegen eine kleine Gebür bestellt oder kostenlos herruntergeladen werden.

„Diskriminierungskritische Schulentwicklung” ist ein Projekt der Deutsche Gesellschaft für Demokratiepädagogik e.V. und ist eingebunden in das Kompetenznetzwerk “Demokratiebildung im Jugendalter“. Gefördert wird das Kompetenznetzwerk vom Bundesprogramm „Demokratie leben!