Die DeGeDe, die Deutsche Schulakademie und das Bündnis Bildung für eine demokratische Gesellschaft waren vom 20.-22. Juni in Dortmund präsent.

Schon nach wenigen Augenblicken war einem neu Beteiligten wie mir klar: Mega-Ereignisse wie diese sind für einen kleinen Verein an Bedeutung gar nicht hoch genug zu schätzen. Denn was sich in Halle 6 – dort, wo politische und zivilgesellschaftliche Organisationen wie wir konzentriert waren – abspielte, war eine ständige Begegnung und vor allem auch erste Kontaktaufnahme mit unglaublich vielen Interessierten jeden Alters und jeder Profession. Von der Lehramtsstudentin bis hin zur pensionierten britischen Pastorin und zum Juso-Vorsitzenden kamen alle vorbei und unser (viel zu kleines) Team war ständig gefordert, kurze Anfragen kompetent zu beantworten und längere Gespräche zu führen. Wohl wie kein anderes, ist das Kirchentagspublikum wegen seiner Größe und seiner primären Motivationen eine Zielgruppe, mit der wir leicht ein neues Band knüpfen können. Die Frage „Haben Sie von unserem Verein schon mal gehört?“ wurde in den allermeisten Fällen mit Nein beantwortet. Umso elementarer war das Interesse der Angesprochenen und gerade das buntscheckige Do-it-yourself-Aussehen unseres Infostandes wirkte offenbar authentisch.

Als hilfreich erwies sich bei der Ansprache ein Flipchart mit dem Impuls „Meine Sternstunde der Demokratie“, das vor dem Stand zu ganz persönlichen Antworten auf gelben Kärtchen einlud. Abgesehen von der Nettigkeit „diesen Stand entdeckt zu haben“ – so lautete eine Antwort – äußerten viele Beteiligte ihre Verbundenheit mit dem Grundgesetz oder einzelner seiner Artikel. Auffallend häufig wurden der Mauerfall und die DDR-Wende mit ihren Montagsdemonstrationen genannt, aber auch der persönliche erste Gang zur Wahl oder z.B. die Wahl Willy Brandts zum Bundeskanzler. Auch Zäsuren in der US-Demokratie wurden in der Kärtchensammlung aufgeführt.

Demokratiepädagogisch aufschlussreich ist, dass etliche Erlebnisse genannt wurden, die mit Selbstwirksamkeitserlebnissen zu tun hatten: ein Abstimmungserfolg in der Pfadfindergruppe, die Überstimmung der Schulleitung durch die Jugendlichen bei der Umgestaltung der Schule oder das Gefühl, bei „Fridays for Future“ ein neues Politikbewusstsein der Jugend zu entwickeln. Aber auch im vorpolitischen Raum gibt es „Sternstunden der Demokratie“: das Leben in einer Wohngemeinschaft, die Ehe für alle oder die Erinnerung an liberale Eltern, die ihre Kinder schon in den 1970er Jahren mitbestimmen ließen.

 

Über diese Momentaufnahmen hinaus haben wir aber auch zahlreiche Beratungsgespräche mit „Profis“ geführt, und nicht selten wurden Kontakte zwecks Verabredung und Auftragsklärung aufgenommen. Das gilt auch für unsere Partner von der Deutschen Schulakademie, vom Förderprogramm Demokratisch Handeln und besonders für das Team von der Möhnesee-Schule, das sein jugendpolitisches Engagement am Stand vertrat und bebilderte.

Dramaturgischer Höhepunkt war der DeGeDe-Bühnenauftritt mit einem Einakter („Der barmherzige Demokritter“), bei dem unser Ensemble die Gefährdungen der Demokratie anschaulich darstellte und das Publikum an die gemeinsame Verantwortung für die Verteidigung der Demokratie erinnerte.
(Im Bild v.l.n.r.: Sonnhild v. Rechenberg, Dr. Maike Reese, Michael Siegel).

 

Resümee

Mit Auf- und Abbauen war dies für das Kernteam eine sehr intensive Erfahrung: erschöpft, aber froh. Wir haben nicht nur andere Menschen, sondern auch uns untereinander viel besser kennengelernt und das während des Abendessens bei „Kumpel Erich“ an der Lindemannstraße vertieft. Der ausdrückliche Wunsch der Beteiligten ist, dass in diesem Bericht betont werden soll, wie sehr es der DeGeDe guttäte, wenn sie mehr gemeinsame Aktionserfahrungen organisieren würde. Der Wert der dreitägig durchgehenden DeGeDe-Präsenz ist auch gegenüber den ca. einhundert anderen Initiativen, Ausstellern und Bildungsträgern nicht hoch genug zu schätzen. Unter Bündnisgesichtspunkten lag hier eine besondere Chance, weil es zwischen ihnen und uns eine gegenseitige Wahrnehmung auf der Basis eines qualifizierten Interesses geben konnte. Es gab ja zwischendurch immer Zeit, sich mal bei den Nachbarn umzutun. Was wir uns deshalb wünschen ist, dass beim nächsten (ökumenischen) Kirchentag 2021 in Frankfurt a.M. doppelt oder dreimal so viele aktive Mitglieder dabei sind. Denn es wird wieder eine großartige Gelegenheit sein, mit Menschen, die viele unserer Werte teilen und ehrenamtlich oder professionell in unseren Feldern unterwegs sind, über Demokratiepädagogik zu sprechen und in unser Bündnis Bildung für eine demokratische Gesellschaft einzubeziehen.

Allen Mitwirkenden sei hier nochmal herzlich gedankt, namentlich Michael Siegel, Armin Scheffler, Dr. Maike Reese, Sonnhild und Wolfgang v. Rechenberg, Christel Schrieverhoff, Doro Block, Meinolf Padberg, Michael Ridder und Dr. Eberhard Buck.

 

 

 

 

 

 

Autor und Fotos

Kurt Edler, 5. Juli 2019

Eindrücke des Kirchentages