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Demokratiebildung

„Der Begriff Demokratiebildung kann einerseits dazu beitragen, das Komplementärverhältnis von Demokratiepädagogik und Politischer Bildung zu stärken, andererseits übergeht er als Sammelbegriff in problematischer Weise fachspezifische Professionalitätsmaximen der ihm zugeordneten Disziplinen.“

Der Begriff Demokratiebildung richtet sich auf Versuche, die verschiedenen Lehr-Lern-Konzepte und Zielsetzungen von Demokratiepädagogik und Politischer Bildung sowie weiterer Bildungsausrichtungen, die demokratisches und politisches Lernen beinhalten, in einem Terminus zu fassen. Es handelt sich um einen Begriff, der seit einigen Jahren sowohl in wissenschaftlichen Beiträgen als auch in der Bildungspolitik häufig verwendet und unterschiedlich definiert wird:  

Kenner und Lange beschreiben Demokratiebildung als „[…] einen vom Subjekt ausgehenden ganzheitlichen Prozess der Bildung zur Mündigkeit, basierend auf demokratischen Grundwerten wie Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit, Solidarität und Emanzipation“ (Kenner/Lange 2022, S. 62). Sie akzentuieren damit einerseits Lernwege, die im Sinne der Demokratiepädagogik nicht an Politik, die demokratisch oder undemokratisch sein kann, sondern an Demokratie und deren Grundprinzipien ausgerichtet sein sollen. Andererseits setzen Kenner und Lange mit der Orientierung von Lernwegen am Subjekt sowie an den Zielen Mündigkeit und Emanzipation im Sinne der Politischen Bildung einen Gegenpol zu Bildungsansätzen, die eine Affirmation des bestehenden demokratischen Systems stark in den Mittelpunkt stellen. 

Achour et. al. fassen Demokratiebildung als einen Dachbegriff, der „[…] die politisch-historische Bildung als unterrichtliche und schulische Querschnittsaufgabe […] mit dem Ansatz der Demokratiepädagogik […]“ zusammenführen soll (vgl. Achour et al. 2020, S. 7). Der Dachbegriff wird von den Autor*innen zu einem Sammelbegriff ausgeweitet, indem der Demokratiebildung mehr als 15 „affine Bildungskonzepte“, wie z.B. Menschenrechtsbildung, Bildung für Nachhaltige Entwicklung und Medienbildung, zugeordnet werden (vgl. Achour et al. 2020, S. 7).  

In der Bildungspolitik findet Demokratiebildung insbesondere seit der Rezeption des Terminus durch die KMK im Anschluss an ihr Beschlusspapier „Demokratie als Ziel, Gegenstand und Praxis historisch-politischer Bildung und Erziehung in der Schule“ (KMK 2009/2018) sowie seit der Publikation des 16. Kinder- und Jugendberichts Verbreitung und darüber hinaus Abbildung in den schulischen Bildungsplänen zahlreicher Bundesländer. Die Autor*innen des 16. Kinder- und Jugendberichts verstehen „Politische Bildung als Demokratiebildung“, halten eine scharfe Abgrenzung dieser Begriffe für „nicht zielführend“ und umreißen ein integratives Begriffsverständnis, das zahlreiche Bildungsausrichtungen, darunter auch Demokratiepädagogik, umfassen soll (vgl. BMFSFJ 2020, S. 128ff.). 

Demokratiebildung erweitert die ohnehin bestehende terminologische Vielfalt in der politischen und demokratischen Bildung. Chancen dieses Begriffes liegen vor allem in der Vereinfachung von fachlichen Dialogen sowie in der Wegbereitung zu einem künftig stärkeren Komplementärverhältnis von Demokratiepädagogik und Politischer Bildung. Demokratiebildung übergeht als Sammelbegriff jedoch in problematischer Weise fachspezifische Professionalitätsmaximen der ihm zugeordneten Disziplinen. Für differenzierte Beschreibungen von Konzepten demokratischer und politischer Bildung ist der Begriff Demokratiebildung in der Regel nicht hinreichend geeignet. 

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