Das englische Wort Diversity ist der Ausdruck für das Vorhandensein einer Vielfalt an Unterschiedlichkeiten zwischen Menschen. Damit gilt der Diversity-Ansatz als eine Weiterentwicklung antirassistischer und interkultureller Pädagogik: Er macht auf die Mannigfaltigkeit unterschiedlicher individueller und kollektiver Identitäten aufmerksam, etwa bezogen auf Herkünfte, Ethnizitäten, Religionen, Geschlechter, sexuellen Orientierungen, Alter, Behinderungen und etlichen anderen Aspekten.
Das Konzept von Diversity verwirft dabei jedoch Klassifizierungen jeglicher Art und fokussiert stattdessen die Achtung der Individualität eines jeden Menschen im Sinne der Menschenrechte. Individuelle und plurale Identitäten, Lebensentwürfe und Lebenswelten werden dabei nicht nur als normal betrachtet, sondern stärker noch: Vielfalt wird als ein Mehrwert geachtet und als gesellschaftliche Ressource wertgeschätzt.
Die Ressourcenorientierung des Diversity-Ansatz entstammt dabei aus zwei Perspektiven, die das Konzept noch verständlicher machen: Zum einen wird Diversität in manchen Bereichen der Wirtschaft als positiver Wert betrachtet, weil sich in diversen Teams z.B. mehr Zielgruppen abbilden, Entwicklungen aus mehr unterschiedlichen Perspektiven betrachtet und oft mehr Kreativität und innovative Ideen entstehen können. Zum anderen verbindet sich damit die demokratisch-normative Perspektive der Menschenrechte, nach der grundsätzlich jeder Mensch in seiner individuellen Identität und mit seinen individuellen, auch unterschiedlichen Ressourcen anerkannt und wertzuschätzen ist.
An diese Perspektive knüpft eine diversitätssensible Schulentwicklung an. Die Wertschätzung von Diversität drückt sich dabei nicht nur durch die Entwicklung möglichst diverser Teams und Lerngruppen in Schulen aus. Auch etwa die Kultivierung einer diversitätssensiblen Sprache im Alltag sowie in Unterrichtsmaterialien und Medien spielt eine Rolle.
Nach Anne Sliwka steht uns im Hinblick auf die Gestaltung von Lernprozessen in Deutschland ein Entwicklungsschritt bevor, der in Ländern wie Kanada und Neuseeland gerade durchlaufen wurde: die Entwicklung einer Bildungs- und Lernkultur, in der Unterschiede zwischen Menschen, ihre individuellen Sichtweisen, ihr unterschiedliches (kulturelles) Wissen weniger als störend, denn als Bildungsgewinn und wertvolle Ressource für wechselseitiges Lernen betrachtet und geachtet werden.