Vorbemerkung: Die PG (Prüfungsgruppe aus den Klassen 9 und 10) hat verschiedene Texte zum Thema Kinderrechte geschrieben, die einen Einblick in ihre Bedeutung im Schulalltag geben.
Kinderrecht 1:
Kinder haben das Recht, bei allen Fragen, die sie betreffen, mitzubestimmen und zu sagen, was sie denken.
An unserer Schule ist die demokratische Mitbestimmung keine Frage des Alters, der Schreibkompetenz und der Ausdrucksfähigkeit. Jedes Kind wird ernst genommen mit den Fähigkeiten und Möglichkeiten, die es hat. Von der 1.Klasse an sind die Morgenversammlungen fester Bestandteil des Schulalltags. Rollen wie Sekretär (das Kind, das wichtige Stichpunkte an die Tafel schreibt bzw. an die Pinnwand heftet) und Leitung werden abwechselnd eingenommen, so dass jedes Kind von Anfang an aktiv in die Gestaltung des Schultags eingebunden wird.
Kinderrecht 2:
Kinder haben das Recht zu lernen und eine Ausbildung zu machen, die ihren Bedürfnissen und Fähigkeiten entspricht.
In der PHS wird Lernen nicht erzwungen, sondern ermöglicht und gefördert. Dieser Grundsatz zieht sich wie ein roter Faden durch unsere Arbeit und mündet in dem Ziel der Schule – dem ‚selbstorganisierten Lernen‘“ (Schulkonzept, S. 29). > Recht auf Lernen (2)
Da die Kinder an unserer Schule interessensgesteuert und projektbezogen lernen, können sie ihren natürlichen Forscherdrang ausleben. Lernanlässe gibt es nicht nur im sozialen Miteinander und anhand der vielfältigen Materialien, die bereit gestellt werden, sondern auch – über den Tellerrand guckend- in den Nachmittagsprojekten, die häufig von Schuleltern angeboten werden, die auf diese Weise ihre eigenen Interessen, Fähigkeiten und/oder Berufe mit in die Schule bringen.
Kinderrecht 3:
Kinder haben das Recht auf Schutz vor Gewalt, Missbrauch und Ausbeutung.
Auf die Einhaltung der Regeln, die die Schüler/innen miteinander diskutieren und festlegen, achten nicht nur die Erwachsenen, sondern auch die Kinder untereinander. So kann sich jedes Kind sicher, geachtet und respektiert fühlen. Kommt es dennoch zu Gewalttätigkeiten, so wird auch dies in der Gruppe thematisiert. Greta und Nike aus der PG formulieren es in ihrem Text so: „(…)Die Kinder begreifen schnell, wie praktisch es ist, Konflikte mit Worten lösen zu können. Wir sorgen dafür, dass es hier jedem gut geht und sich niemand schlecht fühlen muss.“
Es gilt also, wie von den Kindern aufgeschrieben:
„1.Alle Schulregeln gelten, 2.Nicht ausschließen, 3.Wenn jemand Hilfe braucht Helfen“, aber auch ganz wichtig: „4.Spaskampf mit Regeln ist Erlaubt.“
Kinderrecht 4:
Kinder haben das Recht, gesund zu leben, Geborgenheit zu finden und keine Not zu leiden und Kinder haben das Recht, dass ihr Privatleben und ihre Würde geachtet werden.
Lilli aus der PG schreibt folgendes: „Ich finde, dass an unserer Schule das Recht auf gewaltfreie Erziehung und Privatsphäre ziemlich ernst genommen wir, weil wir viele Rückzugsmöglichkeiten haben, um runter zu kommen und mal zu entspannen. (…) Auch wenn es mal zu ernsteren Streitigkeiten kommt, wird die Streitschlichtung von uns Kindern übernommen, und es gibt niemals sinnlose Strafen, sondern nur hilfreiche Wiedergutmachungen.“
Die MG1 (Mittelgruppe) hat zu diesem Thema auf Plakaten illustriert, was zu einem respektvollen Umgang gehört: sich einander helfen und trösten („Ich fühl mich nicht gut“ – „Komm, wir rufen deine Eltern an“),eigene Grenzen benennen („Ich brauch Pause“) und bei anderen akzeptieren.
Die zwei Situationen mit den roten Kreuzen ( hier nicht hochgeladen) veranschaulichen, wie es nach Meinung der Schüler/innen NICHT laufen sollte: In der einen Situation („Können wir spielen?“) wird eine Personengruppe pauschal ausgegrenzt („Nein, mit Mädchen spiel ich nicht“). In der anderen Situation wird eine klar formulierte Grenze („Ich brauch Ruhe, geht bitte raus“) nicht respektiert („Nein“)
(Anmerkung: es handelt sich dabei um den eigens für solche Situationen eingerichteten Ruheraum, der dann doch manchmal von wild tobenden Kindern gestürmt wird).
Kinderrecht 5:
Kinder haben das Recht, sich alle Informationen zu beschaffen, die sie brauchen, und ihre eigene Meinung zu verbreiten
„Wir finden“, schreiben Dominik und Janis, „das Recht auf eine eigene Meinung, sich zu informieren, mitzuteilen und sich zu versammeln wird an unserer Schule sehr geachtet. Uns versammeln und Dinge mitteilen können und tun wir bereits morgens um 8:10 h, direkt nach Schulbeginn. Zu dieser Zeit findet jeden Tag unsere Morgenversammlung statt. Dort haben alle Schüler die Möglichkeit sich mitzuteilen oder zu informieren, z.B. wenn man mit dem Tagesplan unzufrieden ist. In dieser Situation kann man direkt eine Verbesserung vorschlagen.“ Und Leni aus der LG1 beschreibt die Rolle des Sekretärs, der Informationen für alle sichtbar machen soll, so: „Der Segretee (Sekretär) henkt die zettel auf was die kinder machen woln sie hören zu in der versammlunk unt ich find es toll“
Kinderrecht 6:
Kinder haben das Recht zu spielen, sich zu erholen und künstlerisch tätig zu sein.
Paul aus der 10. Klasse schreibt:
Ich bin der Meinung, dass das Kinderrecht auf Freizeit, Spiel und Erholung an meiner Schule besonders geachtet wird. Freizeit haben wir genügend durch ein ausgewogenes Angebot an NachmittagsProjekten, die für die Kleineren, wie auch für die Großen immer wieder ein Spaß sind. Diese NachmittagsProjekte können wir uns wünschen und wenn eine Nachfrage besteht, dann wird der Wunsch auch meistens umgesetzt. Es wurde sich z.B. ein Kochprojekt gewünscht, wofür wir jetzt sogar einen richtigen Koch angestellt haben. Viele dieser, wie wir sie nennen, Nami-Projekte, sind auch perfekt, um sich nach dem anstrengenden Unterricht auszutoben. Freitags haben wir die umfangreichen Freitags-Projekte. Das wäre z.B. das Schweiß-Projekt, welches aus alten und kaputten Fahrrädern coole neue Kreationen schafft, z.B. ein Fahrrad mit Beiwagen, oder ein Fahrrad mit einem gemütlichen Stuhl. Freitags gibt es auch das Larp (Live action role play) Projekt. In diesem treffen sich Schülerinnen und Schüler, um spannende live Theater Geschichten zu erleben. In diesen kämpfen die Spieler mit echt aussehenden Schaumstoff-Schwertern gegen die Bösen, welche von anderen Spielern gespielt werden. Bei ihren Abenteuern müssen die Guten auch immer wieder knifflige Rätsel lösen.
Eigener Kommentar: Entwicklungspotentiale
Die Kinderrechte werden zwar bei uns im Alltag gut umgesetzt, aber sie werden nicht genügend systematisch auch als solche reflektiert. Für unsere Schüler/innen ist ein demokratisch strukturierter Alltag einfach „normal“ (vgl. Aussagen der Kinder in Kap. 2) und es kommt m.E. zu wenig in den Horizont der Schüler/innen, dass Demokratie, Menschen- und Kinderrechte ein hohes Gut sind, für das man sich immer wieder erneut einsetzen muss und dass bei weitem nicht allen Menschen und Kindern zugänglich ist.
(Quelle: Wettbewerbsportfolio 2019, leicht angepasst)