Select Page

Empowerment

Der Begriff bedeutet wörtlich übersetzt so viel wie ‚Selbstermächtigung‘ oder ‚Selbstbefähigung‘. Das Empowerment-Konzept entstand in den 1950er-Jahren in den USA und ist eng mit der Schwarzen Bürger*innenrechtsbewegung und der Frauenbewegung verbunden. Diese Bewegungen kämpften gegen Diskriminierung und gesellschaftliche Ohnmacht. Durch ihr Engagement erfuhren sie einzeln aber auch kollektiv als Bewegung eine Stärkung und Ermächtigung, die als Empowerment bezeichnet wird. In den 1990er-Jahren fand der Begriff auch Eingang in die Sozial- oder Sonder- bzw. Inklusionspädagogik. In Deutschland hat sich das Konzept in den Bereichen der Gesundheitshilfe für chronisch Kranke oder eingeschränkte Menschen, der Autonom-Leben-Bewegung für Menschen mit Behinderungen sowie der Selbsthilfe für Menschen mit Rassismus- und Diskriminierungserfahrungen etabliert. 

Empowerment steht weniger für ein klar definierbares theoretisches Konzept, sondern vielmehr für eine Lebenspraxis und Weltanschauung oder politische Grundhaltung. Der Begriff steht für die Freiheit, als Selbst sein zu können, und richtet sich gleichzeitig widerständig gegen Herabwürdigung und auferlegte Handlungszwänge, die aufgrund sozialer Kategorien oder Positionierungen an einen selbst herangetragen werden. Machtungleichgewichte in der Gesellschaft können adressiert werden, indem denjenigen, die traditionell weniger Einfluss oder Ressourcen haben, die Befähigung gegeben wird, ihre Rechte auszuüben und positive Veränderungen herbeizuführen. Damit richten sich Empowerment-Konzepte an Menschen, die in Herrschaftsverhältnissen – Rassismus, Klassismus, Heteronormativität, Sexismus etc. – unterdrückt werden.  

Das Grundelement von Empowerment-Arbeit sind geschützte und solidarische Räume, in denen Menschen mit ähnlichen Erfahrungen und Unterdrückungsmechanismen zusammenkommen können. Diese ermöglichen einen offenen Austausch, in dem Erlebnisse und Gefühle respektiert werden. Es gibt jedoch kein universelles Rezept dafür, was für wen empowert. Auch politische Selbstbezeichnungen wie Person of Color oder Schwarze Menschen kennzeichnen bereits eine Widerstandspraxis im Sinne von Empowerment. Sie sind ein Gegenentwurf zu den differenzierenden und rassifizierenden Bezeichnungen als ‚Ausländer*in‘, ‚Migrant*in‘, ‚Mensch mit Migrationshintergrund‘ etc. sowie der damit einhergehenden sozialen Deprivilegierung. Herrschaftsordnungen und Ungleichheitsverhältnisse werden sichtbar, erhalten eine Sprache und werden darüber auch besprechbar.


Medien: Literatur, Downloads, Links, Videos
  • Doğmuş, Aysun (2017): Empowerment im Lehramtsstudium. In: Fereidooni, Karim; Meral, El (Hrsg.): Rassismuskritik und Widerstandsformen. Wiesbaden, S. 771–788. 
  • Herringer, Norbert (2020): Empowerment in der Sozialen Arbeit: Eine Einführung. Stuttgart. 
  • Lindmeier, Bettina; Meyer, Dorothee (2020): Empowerment, Selbstbestimmung, Teilhabe ‒ Politische Begriffe und ihre Bedeutung für die inklusive politische Bildung. In: Meyer, Dorothee et al. (Hrsg.): Grundlagen und Praxis inklusiver politischer Bildung. Bonn, S. 38 – 56. 
  • Nassir-Shahnian, Natascha (2013): Dekolonisierung und Empowerment. URL: https://heimatkunde.boell.de/de/2013/05/01/dekolonisierung-und-empowerment  (Stand: 07.05.2024). 
  • Vielfalt-Mediathek (o.J.): Empowerment. URL: https://www.vielfalt-mediathek.de/empowerment (Stand: 07.05.2024).