Rückblick auf den diskriminierungskritischen Schulentwicklungsprozess an zwei Berliner Pilotschulen seit Anfang 2023 bis Juli 2025
Seit Anfang 2023 begleitet die DeGeDe im Rahmen des DkS-Projektes zwei Pilotschulen in Berlin in einem diskriminierungskritischen Schulentwicklungsprozess: das Heinz-Berggruen-Gymnasium und die Sekundarschule Schule an der Jungfernheide. Beide Schulen haben intensiv daran gearbeitet, Diskriminierung an ihren Schulen zu erkennen und zu bekämpfen. Unterstützt wurden die beiden Schulen von den vier Prozessbegleiter*innen Anthony Owosekun, Funda Yatman, Katharina Iva Nagel und Ivan Felipe Martinez.
Motivation
Initiiert haben die Schulen diesen Prozess aus der Motivation heraus, eine sichtbare und nachhaltige Veränderung anzustoßen und eine bessere Schule für alle zu schaffen. Diskriminierung an der eigenen Schule, auch ausgehend von Lehrkräften und pädagogischem Personal, sollte abgebaut werden und eine Sensibilisierung aller für das Thema sollte stattfinden. Allgemein sollte das Thema sichtbarer werden, um einen Diskurs zu ermöglichen. Auch das Einbeziehen der Schüler*innen wurde als wichtig erachtet, da das Mitgestalten aller für diesen Prozess von großer Bedeutung ist. Damit die Schulen sich dieser Aufgabe nicht allein widmen und neben dem stressigen Schulalltag die Planung und Durchführung eines solchen Projektes übernehmen müssen, war der Wunsch nach externer Unterstützung und einem Rahmen für bisherige Einzelprojekte groß.
Überblick des Entwicklungsprozesse
Themenschwerpunkte
Zu Beginn des Prozesses beschäftigten sich beide Schulen intensiv mit grundlegenden Fragen:
- Was ist Diskriminierung?
- Welche Formen der Diskriminierung gibt es?
Darüber hinaus wurde analysiert, wo an den Schulen Diskriminierung auftritt und wie damit umgegangen werden kann. Ein wichtiger Bestandteil dieser Phase waren die theaterpädagogischen Workshops bei „7xJung“, die den Teilnehmenden die Möglichkeit gaben über Diskriminierungserfahrungen und den Umgang mit diesen an den Schulen zu sprechen.
Maßnahmen und Ziele an den Pilotschulen
Steuergruppe
Eine zentrale Rolle im Entwicklungsprozess spielte die Steuergruppe, die sich monatlich traf, um den Fortschritt zu lenken und zu verfolgen. Diese Gruppe setzte sich aus Schüler*innen, pädagogischem Fachpersonal und Lehrkräften zusammen, um eine breite Perspektive und gemeinschaftliche Verantwortung zu gewährleisten.
Nachdem der Prozess angelaufen und die Steuergruppe etabliert war, konnten erste konkrete Ziele für die eigene Schule festgelegt werden.
Heinz-Berggruen-Gymnasium
Am Heinz-Berggruen-Gymnasium wurde das Ziel gesetzt, eine schulinterne Anlaufstelle für Diskriminierung zu etablieren. Diese Stelle soll als zentrale Anlaufstelle für betroffene Schüler*innen dienen und Unterstützung bieten. Zudem wurde die Steuergruppe als festes Gremium etabliert, um kontinuierlich an der Weiterentwicklung und Umsetzung von Maßnahmen gegen Diskriminierung zu arbeiten.
Schule an der Jungfernheide
An der Schule an der Jungfernheide wurde ein Studientag zur Sensibilisierung des gesamten Schulpersonals durchgeführt. Dieser Tag diente dazu, das Bewusstsein für Diskriminierung zu schärfen und das pädagogische Personal zu schulen. Ein weiterer Studientag ist für den Herbst geplant, um die Weiterbildung zu vertiefen. Darüber hinaus werden Projekttage für Schüler*innen geplant, die sich jedes Jahr wiederholen und durch theaterpädagogische Methoden eine Auseinandersetzung mit dem Thema ermöglichen sollen. Ebenso wie am Heinz-Berggruen-Gymnasium wurde auch hier die Steuergruppe als festes Gremium etabliert.
Wünsche
Bei gemeinsamen Vernetzungstreffen mit beiden Schulen, den Prozessbegleiter*innen und dem Team der DeGeDe stellte sich heraus, dass der Wunsch nach Vernetzung mit der jeweils anderen Schule besteht. Die Idee, zum Beispiel durch Schulbesuche einen Einblick in den Alltag einer anderen, sich in einem ähnlichen Prozess befindenden Schule zu erlangen ist auf großen Anklang gestoßen. Außerdem wurde der Wunsch geäußert, eine Sensibilisierung der Mitglieder der Steuergruppe, beispielsweise durch eine gemeinsame Fortbildung, zu erreichen.
Herausforderungen
Im Laufe des Prozesses gab es immer wieder verschiedene Herausforderungen, denen sich die Steuergruppen stellen mussten. Einerseits gab es formale Herausforderungen, wie ein Mangel an Zeit, die kontinuierliche Teilnahme an Sitzungen und das Etablieren der Steuergruppe. Auch das Spannungsfeld zwischen den demokratischen Strukturen der Steuergruppe und der Top-Down-Dynamik von Schulen wurde als problematisch angesehen. Andererseits gab es beispielsweise Fragen dazu, wie mit Widerstand im Kollegium umgegangen werden kann, wie das Thema innerhalb der Schule und nach außen sichtbar gemacht werden kann und wie genug Unterstützer*innen in der Schulgemeinschaft gefunden werden können.
Evaluation
Um den Prozess der Gruppe zu evaluieren, wurden und werden regelmäßig verschiedene Evaluation durchgeführt. Einerseits wird die Steuergruppe monatlich sowie zusätzlich ca. alle drei Monate etwas umfangreicher dazu befragt, wie sie den Prozess und das Arbeiten in der Steuergruppe bewerten würden. Andererseits füllen die Prozessbegleiter*innen nach jeder monatlichen Steuergruppensitzung einen Bogen mit ihrer Einschätzung aus. So soll herausgefunden werden, welche Fortschritte mit der Zeit erreicht werden konnten, wie hoch die Zufriedenheit der Steuergruppe ist und welche Themen als besonders wichtig erachtet werden.
Projektabschluss und Ausblick
Die Schulen befinden sich mittlerweile am Ende des Prozesses im Rahmen des DkS-Projekts und der Projektabschluss wird nach den Sommerferien 2024 stattfinden. Damit der Prozess mit Ende des Projekts nicht ebenfalls endet, haben die Schulen konkrete Pläne, was in der nächsten Zeit noch passieren soll. Das Heinz-Berggruen-Gymnasium möchte bis zum Jahr 2025 die geplante schuleigene Anlaufstelle für Diskriminierung etabliert haben. Die Schule an der Jungfernheide denkt ebenfalls über Beratungsmöglichkeiten nach und möchte ein Konzept für regelmäßige Projekt- und Studientage fertiggestellt haben. Beide Schulen möchten die Steuergruppe als Gremium fest verankern.
Die Schulen sind auf einem guten Weg, langfristige und nachhaltige Strukturen zur Bekämpfung von Diskriminierung zu etablieren. Die regelmäßigen Treffen der Steuergruppen und die geplanten weiteren Maßnahmen zeigen das Engagement und die Ernsthaftigkeit, mit der die Schulen dieses wichtige Thema angehen.
Als offizieller Projektabschluss dient eine Fachveranstaltung am 30.09.2024, bei der sich die beiden Pilotschulen gemeinsam mit anderen Schulen zu diskriminierungskritischer Schulentwicklung und demokratischer Schulentwicklung austauschen und vernetzen. Ein besonderes Highlight ist die geplante Podiumsdiskussion, bei der Schüler*innen der verschiedenen Schulen miteinander sprechen werden.
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„Diskriminierungskritische Schulentwicklung” ist ein Projekt der Deutsche Gesellschaft für Demokratiepädagogik e.V. und ist eingebunden in das Kompetenznetzwerk “Demokratiebildung im Jugendalter“. Gefördert wird das Kompetenznetzwerk vom Bundesprogramm „Demokratie leben!