Interkulturelle Bildung
„Interkulturelle Pädagogik“ (Gogolin/Krüger-Potratz 2010), „Interkulturelle Bildung“ (INKA im DvLfB 2008), „Pädagogik der Vielfalt“ (Prenzel 1995), „Pädagogik der Egalität“ (Allemann-Ghionda 2006), „Migrationspädagogik“ (Mecheril u.a. 2010) – diese Begriffe spiegeln die Auseinandersetzung um Ansätze und Perspektiven, wenn es um Theorie und Praxis des pädagogischen Handelns (nicht nur) in der Schule der Einwanderungsgesellschaft geht. Allen gemeinsam ist der Blick auf pädagogisches Handeln mit der Frage, welche Anforderungen an Erziehung und Bildung sich unter den Bedingungen von wachsender gesellschaftlicher Heterogenität und Ungleichheit ergeben.
In Zusammenhang mit der strukturellen Perspektive von Qualitätsentwicklung in Schulen der Einwanderungsgesellschaft wird erörtert:
- Wie muss Schule in der Einwanderungsgesellschaft gestaltet werden, um demokratischen Prinzipien und dem Grundsatz der Bildungsgerechtigkeit zu entsprechen?
- In welcher Weise entsprechen schulische Strukturen der Heterogenität der Gesellschaft?
- Wo verhindern Diskriminierung und institutioneller Rassismus die Umsetzung des Gleichheitsgrundsatzes?
- Welche „interkulturelle Öffnung“ brauchen Schule und Unterricht, um den Anforderungen des „globalisierten Klassenzimmers“ (Niehoff/Üstün 2011) zu genügen? Wie werden alle Eltern einbezogen?
- Was müssen Lehrkräfte können, um Schule in der Einwanderungsgesellschaft zu gestalten und Kindern und Jugendlichen die nötigen Kompetenzen zu vermitteln, damit diese ihre eigene Zukunft und die der Gesellschaft verantwortlich gestalten können?
- Wie müssen Lehrkräfte dafür ausgebildet werden?
Vor dem Hintergrund der allgemeinen Schulentwicklungsdebatte wird im aktuellen Diskurs der Migrationspädagogik immer wieder die Frage nach dem Umgang mit Mehrsprachigkeit aufgeworfen und die Anforderung nach „Mehrsprachigkeit als Normalität“ im Schulalltag erhoben. Die Bedeutung von bildungssprachlichen Kompetenzen für Schulerfolg knüpft an Diskussionen zur Sprachförderung an, geht aber deutlich über die vielfach eingenommene „Defizitperspektive“ hinaus und verweist auf den direkten Zusammenhang zur Debatte über Bildungsgerechtigkeit.
Wichtige Anstöße zu Fragen des Sprachgebrauchs und der jeweiligen Perspektive geben Mecheril u.a. (2010), die eine kritische Reflexion des Kulturbegriffs und konstruierter Differenzlinien einfordern: Für Schulentwicklung in der Einwanderungsgesellschaft gelte es, institutionelle Strukturen und Kontexte zur Verfügung zu stellen, in denen Reflexion als gemeinsame pädagogische Praxis möglich ist. Im Hinblick auf institutionelle Diskriminierung und die Forderung nach Auseinandersetzung mit Vorurteilen und Rassismus kommen Anregungen aus außerschulischen Kontexten mit Angeboten zu Anti-Diskriminierungstrainings.
Medien: Literatur, Downloads, Links, Videos
- Allemann-Ghionda, Cristina (2006). Soziokulturelle und sprachliche Pluralität als anthropologische Voraussetzung und notwendige pädagogische Perspektive der Entwicklung von Standards und Kompetenzen in der Lehrerinnen- und Lehrerbildung. In: Plöger, Wilfried (Hg.) (2006). Was müssen Lehrerinnen und Lehrer können? [Beiträge zur Kompetenzorientierung in der Lehrerbildung], S. 232 – 256.
- Auernheimer, Georg (2015): Einführung in die interkulturelle Pädagogik.
- Fürstenau, Sara; Gomolla, Mechtild (Hg.) (2011): Migration und schulischer Wandel: Mehrsprachigkeit.
- Gogolin, Ingrid; Krüger-Potratz, Marianne (2010): Einführung in die Interkulturelle Pädagogik. Geschichte, Theorie und Diskurse, Forschung und Studium.
- Gomolla, Mechtild (2005): Schulentwicklung in der Einwanderungsgesellschaft. Strategien gegen institutionelle Diskriminierung in England, Deutschland und in der Schweiz.
- Mecheril, Paul; u.a. (2010): Migrationspädagogik.
- Niehoff, Mirko; Üstün, Emine (Hg.) (2011): Das globalisierte Klassenzimmer. Theorie und Praxis zeitgemäßer Bildungsarbeit.
- Prengel, Annedore (1995): Pädagogik der Vielfalt. Verschiedenheit und Gleichberechtigung in Interkultureller, Feministischer und Integrativer Pädagogik.