Aushandlungsprozesse
Eine demokratische Schulentwicklung setzt darauf, dass alle Akteur*innen einer Schule, d.h. Schüler*innen, Pädagog*innen, Eltern sowie nichtpädagogische Mitarbeiter*innen, in den Prozess eingebunden werden und an ihm aktiv partizipieren: Langfristige Aufgaben, die auf gemeinsamen Vorstellungen zur Entwicklung der Schule beruhen, werden von allen Beteiligten gemeinsam ausgehandelt. Der Aushandlungsprozess unterscheidet sich von der traditionellen Gremienarbeit mit Mehrheitsentscheidungen. Es gibt keine „Gewinner*innen“ und „Verlierer*innen“, sondern es wird nach dem Konsensprinzip verfahren. Das kann auch bedeuten, so lange zu diskutieren, bis Einigkeit unter den Beteiligten herrscht. Das Aushandeln von Entscheidungen bedarf der Übung, deshalb sollte es zunächst mit Moderator*innen erfolgen.
Die Erfahrungen zeigen, dass die breite Teilhabe an diesem Prozess sein Gelingen befördert und die Zufriedenheit der beteiligten Personen erhöht. Die Erfahrungen von Schulen, die ihre Schulentwicklung über Aushandlungsprozesse steuern, zeigen, dass das Aushandeln von Zielen, Werten und Normen aller Beteiligten im Rahmen des Prozesses der Schulentwicklung sehr erfolgversprechend ist. Alle sind in den Teilhabeprozess eingebunden und wirken an den Entscheidungen mit. Sie erfahren einen demokratischen
Umgang und entwickeln ein grundlegendes Verständnis von Demokratie. Aushandlungsverfahren arbeiten nach den folgenden Prinzipien:
• Alle Akteur*innen einer Schule sind an dem Prozess beteiligt.
• Alle Akteur*innen befinden sich in einem Dialog auf Augenhöhe:
Jede*r ist gleich wichtig.
• Alle Akteur*innen befinden sich in einem demokratischen Entwicklungsprozess,
bei dem auch die persönlichen Handlungskompetenzen gefördert werden.
• Entscheidungen werden im Konsens und nicht nach dem Mehrheitsprinzip getroffen
und werden von allen getragen.
• Ziele werden gemeinsam geklärt und Lösungen für alle entwickelt.
Entscheidet sich eine Schule, ihre Schulentwicklung nach dem Aushandlungsverfahren zu steuern, sollte sie sich in der Anfangszeit durch Externe beraten lassen bzw. sich eine Partnerschule suchen, die bereits erfolgreich mit Aushandlungsrunden arbeitet.
In Berlin arbeiten bereits mehrere Schulen nach dem Prinzip der Aushandlung. Durch die Aushandlungsgruppe erweitern Schüler*innen ebenso wie Eltern ihre Partizipation in der Schule. Eine Aushandlungsgruppe ist eine Einrichtung direkter Demokratie.
Medien: Literatur, Downloads, Links, Videos
- Jordan, Ruth; Weimar, Hannelore (2006): Praxisbaustein E L S A Eltern-Lehrer-Schüler-Aushandlungsrunde. Demokratische Aushandlungsprozesse und gemeinsame Verantwortungsübernahme. Werner-Stephan-Oberschule: Berlin. Online: https://www.degede.de/wp-content/uploads/2018/11/elsa.pdf [letzter Zugriff: 26.07.2023].
- LISUM; Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung (2008): 2. Fachbrief. Kooperation von Schule und Eltern mit Migrationshintergrund. Online: https://bildungsserver.berlin-brandenburg.de/fileadmin/bbb/unterricht/fachbriefe_berlin/koop_eltern_mit_migrationshintergrund/fachbrief_koop_eltern_m_migrationshintergrund_01.pdf
- Schütze, Dorothea; Hildebrandt, Marcus (2006): Demokratische Schulentwicklung. Partizipations- und Aushandlungsansätze im Berliner BLK-Vorhaben „Demokratie lernen und leben“.